Pflanzendrinks in der Ernährung von Kindern mit Kuhmilchallergie

In einem kürzlichen veröffentlichten Positionspapier der AG Nahrungsmittelallergie der DGAKI zum Thema:  Vegane Kostformen aus allergologischer Sicht wird auch der Einsatz von Pflanzendrinks in der Ernährung von Kindern mit Kuhmilchallergie behandelt.

Vegane Kostformen im Kindesalter

Vegane Kostformen finden zunehmend starke Aufmerksamkeit und werden häufig eingesetzt. Ein Verzicht auf tierische Lebensmittel, insbesondere auch der Verzicht auf Milch schränkt den Speiseplan sehr ein und hat oft nicht erkannte medizinische Konsequenzen, denn eine Bedarfsdeckung von Makro- und Mikronährstoffen ist schwer möglich. Dies gilt insbesondere für Kinder mit Nahrungsmittelallergien.

Damit Kinder sich bedarfsdeckend vegan ernähren können sind bestimmte Voraussetzungen notwendig, wie:

  • Bereitschaft zur dauerhaften Supplementation von Vitamin B12, Jod, langkettige Fettsäuren EPA/DHA und bei Bedarf von Calcium, Eisen, Zink, Selen
  • Unkompliziertes Essverhalten, insbesondere hochwertiger, naturbelassener Lebensmittel
  • Regelmäßige Überprüfung der Versorgung, inclusive der Proteinversorgung
  • Ernährungsberatung

Risiko der Bedarfsdeckung bei Meidung von Kuhmilch

Am Beispiel der Kuhmilchallergie werden die Herausforderungen einer milchfreien Ernährung besonders sichtbar. Familien mit kuhmilchallergischen Säuglingen und Kleinkindern benötigen meist eine ernährungstherapeutische Beratung.

Für betroffene Kinder stehen Spezialnahrungen als Ersatz für die Milch zur Verfügung, die allerdings nur dann den Bedarf decken, wenn sie ausreichend getrunken werden, das gilt insbesondere mit Einführung der Beikost. Ein Problem was nur selten erkannt wird. Ohne ausreichenden Einsatz einer Spezialnahrung ist die Bedarfsdeckung zum Beispiel von Calcium und hochwertigem Eiweiß nicht gewährleistet. 

Versorgungslücken durch pflanzenbasierte Drinks

Seitdem häufiger Getreide- und andere pflanzenbasierten Drinks bei Kindern mit Kuhmilchallergie zum Einsatz kommen, hat sich das Problem noch verschärft. Durch eine Umstellung auf Pflanzendrinks können Versorgungslücken entstehen. Ihr Nährstoffprofil unterscheidet sich hinsichtlich des Protein-, Calcium – und Vitamingehalts von dem der Kuhmilch erheblich, demnach stellen sie ernährungsphysiologisch keine sinnvolle Alternative zu den Spezialnahrungen dar.

Sinnvolle, bilanzierte und nährstoffoptimierte Spezialprodukte stehen zunehmend in Konkurrenz zu ernährungsphysiologisch nur sehr bedingt gleichwertigen pflanzenbasierten Drinks. Hier fehlt häufig das Bewusstsein für die Problematik. Der Einsatz von Pflanzendrinks bei Kuhmilchallergie wird von den Autor:innen kritisch gesehen, denn sie führen nicht nur zu einem Nährstoffmangel, sondern sind darüber hinaus potenzielle und potente Auslöser von allergischen Reaktionen. Sojadrinks mit hochwertigerem Protein werden meist in Bioqualität angeboten, wodurch ein Zusatz z.B. von Calcium nicht erlaubt ist.

Einen weiteren wichtigen Hinweis zu veganen Nahrungsmitteln findet sich in der Veröffentlichung: Viele als vegan ausgezeichneten Lebensmitteln enthalten unbeabsichtigte Milcheinträge, die bei Kindern mit Kuhmilchallergie allergische Reaktionen auslösen können.

Fazit: Kinder mit einer Kuhmilchallergie werden durch eine ausreichende Aufnahme von Spezialnahrungen gut versorgt. Eine Bedarfsdeckung über Pflanzendrinks kann nicht gewährleistet werden. 

Quelle: Reese I et al. Allergologie, 2023, 46/4, S. 225-254